Ein junges Twa-Mädchen trägt ein schweren Bund frischer Bohnen in das Dorf. © Guenter Guni
Ein junges Mädchen vom Volk der Twa-Pygmäen trägt zusammen mit ihrer Mutter einen riesigen Bund frisch geernteter Bohnen in das kleine Dorf Buyungule. Das Dorf liegt am Rande des Kahuzi-Biega-Nationalparks in der Provinz Süd-Kivu der Demokratischen Republik Kongo.
Die Demokratische Republik Kongo ist das drittgrößte Land Afrikas und ist mit seinen fast 2,4 Mio. qkm Landfläche über 28-mal so groß wie Österreich. Über 80 Mio. Einwohner machen das Land auch zu einem der bevölkerungsreichsten Staaten des Kontinents. Obwohl das Land über schier unerschöpfliche Vorkommen an Gold, Kupfer, Diamanten, Coltan und anderen wertvollen Bodenschätzen verfügt, zählt es aufgrund der kolonialen Ausbeutung gefolgt von fünf Jahrzehnten Diktatur, Misswirtschaft und Bürgerkrieg zu den ärmsten Ländern der Erde. Der „Afrikanische Weltkrieg“, wie die ehemalige US-Außenministerin Albright den Konflikt hier nannte, hat alleine in den Jahren zwischen 2000 und 2010 nicht weniger als 5,4 Millionen Menschenleben gefordert. Und auch seither hat sich die humanitäre Lage nicht wirklich verbessert – wechselnde Rebellenorganisationen lassen das Land nicht zur Ruhe kommen, verschärft wird die Situation immer wieder durch Seuchen wie Cholera und Ebola.
So schlimm sich die Lage für die Menschen im Osten des Kongos darstellt – die Situation der Pygmäen, der Ureinwohner dieser Region, ist noch viel dramatischer. Die „Twa“, wie die Angehörigen der südlichen Pygmäenstämme genannt werden, haben in den Staaten Burundi, Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo kaum Bürgerrechte, erhalten in der Regel keine staatliche Unterstützung, keine medizinische Versorgung, keinen Zugang zu schulischer Bildung, ja, sie werden von den staatlichen Stellen meist schlicht und einfach ignoriert. Durch die Zerstörung ihres traditionellen Lebensraumes, des zentralafrikanischen Regenwaldes, verlieren die Pygmäen die Möglichkeit, wie seit Jahrtausenden als Jäger und Sammler zu leben, in und vom Urwald zu leben. Die Bevölkerungszahlen sind stark rückläufig, die noch vorhanden Stammesvölker massiv vom Aussterben bedroht. Der Zwang zur Sesshaftigkeit führt zur Verlust der Identität, zur Zerstörung des Sozialgefüges, in weiterer Folge zur Abhängigkeit von den benachbarten Menschen der normalwüchsigen Bevölkerung und endet oft in einer faktischen Leibeigenschaft als Landarbeiter.
Buyungule, eines der letzten größeren Twa-Dörfer, liegt in unmittelbarer Umgebung des Kahuzi Biega-Nationalparks. In diesem, etwa 6000 qkm großen Schutzgebiet, lebt eine größere Population der Östlichen Flachlandgorillas (gorilla beringei graueri). Etwa 250 Gorillas haben die Kriege und Wirren der letzten Jahre überlebt. Aufgrund ihrer hervorragenden Fähigkeiten als Spurensucher fanden einige wenige Angehörige der Twa eine Anstellung bei der Nationalparkverwaltung – sie führen die wenigen Besucher auf verwachsenen Urwaldpfaden zu den Gorillas. Mit dem unregelmäßigen Einkommen dieser wenigen Erwerbstätigen muss das ganze Dorf sein Auslangen finden – und selbst weitgereiste Afrikakenner erschrecken bei den Lebensumständen, unter welchen die Menschen hier leben.
Zusammen mit meinem Freund Sepp Friedhuber (www.fotofriedhuber.at) habe ich zwischen 2007 und 2016 das Gebiet von Kahuzi Biega mehrfach mit unseren Reisegruppen besucht und die Twa als verlässliche und hilfsbereite Begleiter im Regenwald kennengelernt. Nach Besuchen im Dorf wurde rasch klar, dass hier vieles – eigentlich fast alles – fehlt, ganz besonders aber eine Zukunftsperspektive für die zahlreichen Kinder. Daher haben Sepp und ich im Jahr 2008 das Projekt „FÜNF JAHRE. FIVE YEARS“ gestartet, mit dem Ziel, eine Schule zu bauen, diese mit einer Grundausstattung an Unterrichtsmitteln (Bücher, Hefte) zu versorgen, Lehrkräfte zu engagieren und für fünf Jahre deren Gehälter zu zahlen und der Dorfgemeinschaft zumindest eine Basisunterstützung mit lebensnotwendigen Gütern zur Verfügung zu stellen. Wir haben dieses Projekt dann nochmals bis zum Jahr 2015 verlängert, dann lief es aber langsam aus, da unsere Reisen in die Region immer weniger wurden.
Möglich wurde unser damaliges Projekt übrigens hauptsächlich durch die überaus großzügige Unterstützung von vielen unserer Reisegäste, dafür bin ich heute noch unendlich dankbar… (GG).
Das seinerzeitige Flugblatt für die Veranstaltungen von Sepp Friedhuber und Guenter Guni